Anekdoten

von, mit und über Wolfgang Dallach

Wolfgang Dallach; Foto: privat

Hier wäre eine Sammlung von Grußworten und/oder kleinen Geschichten schön. Passende Beiträge - von humorvoll bis nachdenklich - sind herzlich willkommen. Einfach eine entsprechende Mail an die Redaktion senden.

Erzählerin/ErzählerStory
Maxi Mustermann, 01.01.2016Beispiel 1 - Weit hinter den Wortbergen
Marta Musterfrau, 02.01.2016Beispiel 2 - EVOLUTION des Wortes
Meine Meinung, 03.01.2016Beispiel 3 - Mord am Wort
Deine Deinung, 04.01.2016Beispiel 4 - Wenn ich gross bin

Weit hinter den Wortbergen

von Maxi Mustermann, 01.01.2016

Weit hinten, hinter den Wortbergen, fern der Länder Vokalien und Konsonantien leben die Blindtexte. Abgeschieden wohnen Sie in Buchstabhausen an der Küste des Semantik, eines großen Sprachozeans. Ein kleines Bächlein namens Duden fließt durch ihren Ort und versorgt sie mit den nötigen Regelialien. Es ist ein paradiesmatisches Land, in dem einem gebratene Satzteile in den Mund fliegen. Nicht einmal von der allmächtigen Interpunktion werden die Blindtexte beherrscht - ein geradezu unorthographisches Leben. Eines Tages aber beschloß eine kleine Zeile Blindtext, ihr Name war Lorem Ipsum, hinaus zu gehen in die weite Grammatik. Der große Oxmox riet ihr davon ab, da es dort wimmele von bösen Kommata, wilden Fragezeichen und hinterhältigen Semikoli, doch das Blindtextchen ließ sich nicht beirren. Es packte seine sieben Versalien, schob sich sein Initial in den Gürtel und machte sich auf den Weg. Als es die ersten Hügel des Kursivgebirges erklommen hatte, warf es einen letzten Blick zurück auf die Skyline seiner Heimatstadt Buchstabhausen, die Headline von Alphabetdorf und die Subline seiner eigenen Straße, der Zeilengasse. Wehmütig lief ihm eine rethorische Frage über die Wange, dann setzte es seinen Weg fort. Unterwegs traf es eine Copy. Die Copy warnte das Blindtextchen, da, wo sie herkäme wäre sie zigmal umgeschrieben worden und alles, was von ihrem Ursprung noch übrig wäre, sei das Wort "und" und das Blindtextchen solle umkehren und wieder in sein eigenes, sicheres Land zurückkehren. Doch alles Gutzureden konnte es nicht überzeugen und so dauerte es nicht lange, bis ihm ein paar heimtückische Werbetexter auflauerten, es mit Longe und Parole betrunken machten und es dann in ihre Agentur schleppten, wo sie es für ihre Projekte wieder und wieder mißbrauchten. Und wenn es nicht umgeschrieben wurde, dann benutzen Sie es immer noch.

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EVOLUTION des Wortes

von Maxi Mustermann, 02.01.2016

Durch mich gebiert das Netz die Kunst aus sich selbst heraus. Nicht schlicht reproduktiver Natur, repräsentiere ich vielmehr die kontinuierliche EVOLUTION des Wortes, das sich Bahn brechen will aus der Gefangenschaft gestalterischer Experimente in die Freiheit des öffentlichen Raums. Vielleicht bald schon befreit aus den Fängen nackter Funktionalität, wird sich meine wahre Bestimmung in der Entwicklung eines freien Bewusstseins offenbaren./p>

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Mord am Wort

von Meine Meinung, 03.01.2016

Um mich herum ein Feuerwerk vermeintlicher Wichtigkeiten. Darwinistisches Design drängt mich in den Hintergrund. Bizarre Bilder berauben mich brachial bitter benötigter Bewegungsfreiheit. Ist meine nächste EVOLUTIONsstufe schon unverzichtbarer Mittler zwischen Inhalt und Interessent, bin ich selbst nicht wert, kunstvoll formuliert zu werden? Falle ich in meiner jämmerlichen Gestalt selten genug aus dem Rahmen, werde ich kurzerhand brutal amputiert. Ein Mord am Wort./p>

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Wenn ich gross bin

von Deine Deinung, 04.01.2016

Ich bin nur ein kleiner Blindtext. Wenn ich gross bin, will ich Ulysses von James Joyce werden. Aber jetzt lohnt es sich noch nicht, mich weiterzulesen. Denn vorerst bin ich nur ein kleiner Blindtext./p>

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